Aufgrund der aktuellen Diskussion um die Schließung des Lehrschwimmbeckens in Stockum, nach der Neueröffnung des Solebads in Werne in 2019 und der bevorstehenden Ratssitzung, in der die Schließung beschlossen werden soll, sehen wir, als ortsansässiger Verein, uns in der Pflicht dazu Stellung zu beziehen.
Der SV Stockum spricht sich ganz klar gegen die Schließung und für den dauerhaften Erhalt es Lehrschwimmbeckens in Stockum, auch über die Zeit nach der Eröffnung des Solebades in Werne, aus.
Das Lehrschwimmbecken dient als Sportstätte seit Jahrzehnten als Säule des SV Stockum und trägt zum aktiven Vereinsleben des SV Stockum bei. Eine Schließung des Lehrschwimmbeckens würde dies nachhaltig verändern und über Jahre gewachsene Strukturen zerstören, sowie ganze Sportgruppen sterben lassen.
Der aus einem Workshop vom 17.05.2018 stammende Vorschlag für einen Belegungsplan und die sich daraus zu erwartenden Konsequenzen zeigen dies ganzdeutlich. Exemplarisch möchten wir dafür einige Beispiele nennen:
Schwimmen für muslimische Frauen
Seit vielen Jahren bietet der SV Stockum einen Schwimmkurs für muslimische Frauen an. Diese Frauen, die aus religiösen Gründen kein öffentliches Schwimmbad besuchen können, haben seit vielen Jahren im Lehrschwimmbecken die Möglichkeit Schwimmen zu lernen. Das Lehrschwimmbecken bietet durch seine Bauweise und die örtlichen Gegebenheiten eine hervorragende Möglichkeit, dass die Teilnehmer ungestört das Schwimmen erlernen können. Das Lehrschwimmbecken ist von außen nicht einsehbar, es gibt keinen öffentlichen Badebetrieb und die muslimischen Frauen sind unter sich, so dass sie sich ungestört im Wasser bewegen können.
Dies ist jedoch im Solebad nicht möglich, weil eine Trennung und Alleinnutzung nicht möglich/gewünscht ist. Aus diesem Grund findet dieser Kurs im Belegungsplan auch keinerlei Rücksicht.
Das Schwimmen für muslimische Frauen müsste somit ersatzlos gestrichen werden.
Gerade aufgrund der aktuellen politischen Entwicklung halten wir es im Rahmen der Integration für wichtig auch Frauen die Möglichkeit zu geben, Schwimmen zu lernen, für die es aus religiösen Gründen nicht möglich ist ein öffentliches Schwimmbad zu besuchen.
Turnen und Schwimmen für Kinder
Seit fast 30 Jahren bietet der SV Stockum Turnen und Schwimmen für Vorschulkinder an, bei dem zuerst eine Stunde geturnt wird, bevor die Kinder von der Turnhalle herüber laufen ins Lehrschwimmbecken und dort Schwimmen. Dieser Kurs ist eines der Aushängeschilder des SV Stockum und erfreut sich seit vielen Jahren großer Beliebtheit. Viele Kinder, die aus dieser Gruppe stammen, haben dort das Schwimmen gelernt und den Kurs mit dem Seepferdchen verlassen. Dies ist ein großartiger Schnitt, der sich positiv auf den Sport- und Schwimmunterricht der Grundschule auswirkt. Auch dieser Kurs ist nach einer Schließung des Lehrschwimmbeckens nicht mehr möglich, weil ein Wechsel zwischen Turnhalle und Solebad in so kurzer Zeit nicht zu schaffen ist. Zwar wurde die Schwimmzeit im neuen Belegungsplan berücksichtigt, dabei jedoch der eigentliche Sinn dieses Kurses komplett außer Acht gelassen. Das Turnen und Schwimmen für Vorschulkinder müsste somit in seiner jetzigen Form ebenfalls ersatzlos gestrichen werden.
Kanu
Die Kanuabteilung des SV Stockum hat Ihr Vereinsheim in Stockum, welches direkt an das Lehrschwimmbecken angrenzt. Dort ist der Mittelpunkt des Vereinslebens dieser Kanuabteilung. Die Abteilung hat ein starkes Wachstum zu verzeichnen und erfreut sich speziell im Jugendbereich über einen großen Zulauf. So wurde von einer Schülerin aus der Kanuabteilung bereits die Sorge ausgesprochen, dass man „uns das zu Hause wegnimmt“. Für die Kanuten des SV Stockum stellen sich im Hinblick auf eine mögliche Schließung des Lehrschwimmbeckens gleich mehrere Fragen und es stellt die Mitglieder gleichzeitig vor viele Probleme:
- Die im Belegungsplan ausgewiesenen Zeiten im neuen Solebad sind deutlich geringer als bisher.
- Im neuen Solebad gibt es nicht genügend Kapazitäten für die Lagerung der Boote. Dies würde bedeuten, dass diese zu den Trainingszeiten von Stockum nach Werne gefahren werden müssen. Der zeitliche Aufwand dafür steht in kaum einer Relation zu der zur Verfügung gestellten Trainingszeit.
- Selbst wenn eine Lagermöglichkeit am Solebad zur Verfügung gestellt werden kann, bedeutet dies, dass die Boote bei Fahrten auf freien Gewässern oder auf der Lippe von der Anlegestation in Stockum, dafür extra herum gefahren werden müssen oder neue Boote angeschafft werden müssen, was mit enormen zusätzlichen Kosten verbunden ist.
- Was passiert mit dem Kanuheim, wenn das Lehrschwimmbecken geschlossen wird? Kann dieses durch die Kanuabteilung weiter genutzt werden?
- Seitens der Kanuten gibt es starke Sicherheitsbedenken bei dem geplanten Parallelbetrieb im Solebad. So sollen Trainingsstunden parallel mit anderen Kursen stattfinden und dabei den Kanuten nur eine begrenzte Anzahl an Bahnen zur Verfügung gestellt werden, die kaum zum Wenden der Boote ausreichen. Wie soll die Sicherheit der Kanuten und anderer Badegäste während eines Parallelbetriebes gewährleistet werden?
Fast kein einziger Kurs kann darüber hinaus im Solebad zu seiner angestammten Zeit stattfinden und wurde auf eine andere Uhrzeit, teilweise sogar auf einen anderen Tag verlegt. Es kann in keiner Weise davon die Rede sein, dass alle Umlegungen in das Solebad ohne Probleme möglich sind. Neben den Kursen, die gänzlich wegfallen, reicht es unserer Auffassung nach nicht, Kurse einfach in einen Belegungsplan einzutragen, ohne dabei zu prüfen, ob die angestrebten Zeiten seitens der Vereine überhaupt darstellbar sind. Nur weil etwas auf dem Papier möglich scheint, heißt dies nicht, dass es auch umsetzbar ist.
Darüber hinaus muss die Frage gestattet sein, inwieweit eine mögliche Schließung des Lehrschwimmbeckens Auswirkungen auf die Stockumer Turnhalle hat? Diese
sind baulich miteinander verbunden. Wie wirkt sich eine Schließung des Lehrschwimmbeckens auf die Turnhalle aus, dessen Fortbestand durch das Sportstättenkonzept erst kürzlich beschlossen wurde. Das Lehrschwimmbecken im Werner Ortsteil Stockum erfreut sich großer Beliebtheit und das bis über die Stadtgrenzen hinaus. Dies zeigt nicht zuletzt die gute Auslastung des Lehrschwimmbeckens noch während der Zeit des alten Solebads. So wie das Solebad einen Mehrwert für die Stadt Werne bringt, so bringt das Lehrschwimmbecken einen Mehrwert für den Ortsteil Stockum und fördert zudem das Vereinsleben in Stockum.
Wir teilen zudem nicht die Auffassung hinsichtlich der zu erwartenden Zuschüsse für das Lehrschwimmbecken nach der Eröffnung des Solebades. Der Bürgermeister, Lothar Christ, hat bereits gegenüber der lokalen Presse mitgeteilt, dass beispielsweise ein Bustransfer der Stockumer Grundschüler bei der finanziellen Betrachtung nicht berücksichtigt wurde. Darüber hinaus bietet sich durch den Erhalt des Lehrschwimmbeckens und den daraus resultierenden freien Kapazitäten im Solebad die Möglichkeit von Mehreinnahmen durch den öffentlichen Schwimmbetrieb oder eigener Kurse im Solebad. Auch dies wurde bisher wenig bis gar nicht in Betracht gezogen und in Ihrer Kalkulation berücksichtigt.
Alle bisherigen Planungen basieren einzig und allein auf einem Gutachten und Prognosen, die aber, wie bereits erwähnt, gar nicht alle Faktoren berücksichtigen. Eine konkrete Aussage über die Auslastung des neuen Solebads und damit auch die Notwendigkeit des Lehrschwimmbeckens kann deshalb zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht getroffen werden. Trotzdem soll bereits jetzt eine Entscheidung über die Schließung getroffen werden ohne die Folgen der Schließung zu kennen.
Der SV Stockum hofft, dass sich der Rat der Stadt Werne für die Weiternutzung des Lehrschwimmbeckens ausspricht und erst einmal Erfahrungswerte sammelt, bevor über eine mögliche Schließung diskutiert wird, dessen Auswirkungen aktuell niemand kennt.
gez. Der Gesamtvorstand des SV 47/63 Stockum e.V.